Unsere Forderungen beziehen sich stets auf die gesamte Stadt. Wir erwarten allerdings, dass die Stadtverwaltung bei den stadteigenen Gebäuden durch eine schnelle und konsequente Umsetzung mit gutem Beispiel voran geht. Weiterhin sollte die Stadt vermehrt über die Themen Sanierung, kreislaufgerechtes und klimafreundliches Bauen, Fördermöglichkeiten etc. informieren. Uns ist bewusst, dass unsere Forderungen in München schon teilweise umgesetzt werden oder geplant ist sie umzusetzen. Wir wollen dennoch eine ganzheitliche Betrachtung liefern und so die Übertragbarkeit auf andere Kommunen ermöglichen.

 

 

Kommune

 

Gebäude

 

  1. Erstellung eines 3D-Modells der Stadt München zur Entwicklung von Quartierskonzepten für die Umsetzung des stadteigenen bzw. gesamtstädtischen klimaneutralen Gebäudebestands 2030 bzw. 2035 mit Informationen zu:
    • verbauten Baustoffen inkl. Schadstoffen (Urban Mining Potenzial)
    • Leerstand
    • Potenzial für Aufstockung
    • Potenzial für energetische Sanierung
    • Potenzial für nachträgliche Begrünung
    • Energieeffizienzstandard
    • Energieversorgung des Gebäudes
    • Energienutzungsplan
    • Hitzeinseln
    • Stadt- und Gebäudebegrünung
  2. Verpflichtende Dokumentation von verbauten Materialien und Informationen zu deren Kreislauffähigkeit und Materialgesundheit (Materialausweis)
  3. Verpflichtendes Rückbaukonzept für alle Baumaßnahmen
  4. Gebäudeplanung ab jetzt immer lebenszyklusbasiert und -optimiert (z. B. auch Graue Energie, Winterbau, Rückbau, …)
  5. Lebenszykluskostenbasiert statt investitionskostenbasiert planen
  6. Durch Gebäude und Quartiere Mehrwerte gemäß des Cradle to Cradle Prinzips schaffen, anstatt Umweltfolgekosten zu externalisieren
  7. Stärkere Förderung von Erhalt und Weiterentwicklung von Bestandsgebäuden gegenüber dem Neubau. Denn nur, wenn der Ersatzneubau einen deutlich höheren energetischen Standard als das sanierte Bestandsgebäude hat, wird die Graue Energie für den Neubau im Betrieb wieder kompensiert!
  8. Lebensdauer der Gebäude erhöhen:
    • nur noch schadstofffreies, gesundes Bauen
    • ausreichende Geschosshöhe für Umnutzung berücksichtigen, z. B. als Büronutzung
    • barrierefreies Bauen
    • austauschbare und gut zu wartende Gebäudetechnik
    • ausreichende Nutzlasten auch für andere Nutzungen in der Statik vorsehen
    • flexible Grundrissgestaltung (z. B. wenige tragende Wände ermöglichen Änderungen im Grundriss)
  9. Kreislauffähige Gebäude durch:
    • Ausschließliche Verwendung von kreislauffähigen und gesundheitsverträglichen Baustoffen gemäß des Cradle to Cradle Prinzips
    • Nachwachsende Baustoffe nicht durch chemische Behandlung verunreinigen
    • Technische Baustoffe müssen sortenrein trennbar und rezyklierbar sein, keine Verbundwerkstoffe!
    • Lösbare Verbindungen
    • Materialpässe, Dokumentation der verbauten Baustoffe
  10. Beachtung der Klimarelevanz von Baustoffen durch:
    • Verwendung nachwachsender Baustoffe als CO2-Senke intensivieren
    • CO2-intensive Baustoffe vermeiden (Beton, Stahl, Aluminium,…)
    • CO2-Fußabdruck der Baustoffe im Konzept für den klimaneutralen Gebäudebestand bis 2030 mitbilanzieren
  11. Deutliche Steigerung der Qualitätssicherung der Bauausführung (Kontrollen durch Fachplanung, Stichproben, Abnahmemessungen, …)
  12. Bedarf in Bezug auf Suffizienz hinterfragen (Wohnungsgrößen, Ausstattung, Flächenbedarf) 
  13. Entwicklung von Konzepten zur Verhinderung von Leerstand aus Investmentgründen
  14. Entwicklung von Konzepten für suffizientes Wohnraummanagement (z.B. Mehrgenerationenwohnprojekte, geteilte Gemeinschaftsräume, Wohnungstausch)
  15. Wieder mehr Wettbewerbe statt VgVs für stadteigene Baumaßnahmen

 

 

Energie

 

  1. Deutliche Erhöhung der Sanierungsquote
  2. Ambitionierte Werte für den Endenergieverbrauch festlegen statt primärenergetischer Betrachtung gemäß EnEV
  3. Strom- und Wärmeerzeugung aus möglichst lokal erzeugten erneuerbaren Energien – dezentrale Energieversorger (auch private!) in Netz integrieren (Smart Grid)
  4. Förderung von privater, dezentraler Energieerzeugung (Photovoltaik, Solarthermie…)
  5. Kombinationslösung von Photovoltaikmodulen über einer Dachbegrünung auch an stadteigenen Gebäuden
  6. Umsetzung von Konzepten zur Energie- und Wärmeversorgung auf Gebäude-, Quartiers- und Stadtebene 
  7. Speichersysteme für überschüssige erneuerbare Energie stadtweit einsetzen
  8. Energie- und Wärmeversorgung im regionalen Verbund konzeptionieren. Kein reines Aufkaufen von bereits bestehender Geothermieerzeugung aus dem Umland!
  9. Förderung und Ausbau von Abwärmenutzung (industrielle Abwärme, Abwasser usw.)
  10. Der Anschluss von Gebäuden an die Fernwärme darf keine Ausrede mehr für einen schlechteren Dämmstandard sein! Die Fernwärme in München ist aktuell nicht 100% erneuerbar und die Fernwärme-Vision der SWM beinhaltet neben Geothermie auch Müllverbrennung!
  11. Müllverbrennung („thermische Verwertung“) von Restmüll sorgt dafür, dass wertvolle fossile Ressourcen nie wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können, ist keine erneuerbare Energie und daher nicht als solche zu bewerten oder zu fördern! 
  12. Verpflichtende Gebäudeenergieberatung mit Gesamtkonzept bei allen Sanierungsmaßnahmen statt Einzelmaßnahmen

 

 

Flora & Fauna

 

  1. Jedes Gebäude muss ein Lebensraum für die heimische Flora und Fauna über Außenanlagen, Fassadenbegrünung und Biodiversitätsdächer sein
  2. Bei allen Neubau- und Sanierungsprojekten sind Fassaden- und Dachbegrünung in hoher Qualität und größtmöglicher Fläche umzusetzen
  3. Fassadenbegrünung soll zum öffentlichen Raum zählen, sodass keine zusätzliche Miete an die Stadt fällig wird
  4. Größtmöglicher Erhalt des Baumbestands bei Baumaßnahmen ab sofort und dahingehende Planungoptimierung. Neupflanzungen brauchen Jahre, bis sie die ökologische und klimatische Qualität älterer Bäume erreichen!
  5. Begrünungsnetz schaffen, d. h. Ausbau von Verbindungskorridoren und -flächen zwischen Parks und Grünflächen
  6. Ausgleichsmaßnahmen am gleichen Ort, nicht außerhalb der Stadt!
  7. Eine Kontrolle der bleibenden Qualität der Gebäudebegrünungen ist zu etablieren
  8. Innenräume in öffentlichen Gebäuden grüner gestalten und Innenraumbegrünung stadtweit fördern
  9. Erhöhung der oberflächennahen Verdunstung durch verpflichtende Wasser- und Grünflächen (Festlegung im Bebauungsplan)
  10. Versiegelte Flächen mit qualitativ hochwertiger Begrünung in Pflanzgefäßen aufwerten
  11. Entsiegelung von Frei- und Verkehrsflächen (z. B. Stellplätze, Innenhöfe, verkehrsberuhigte Bereiche) durch Vorgabe im Bebauungsplan – auch bei Umbauten
  12. Dachabdichtungen sind mit herbizidfreien Abdichtungen oder derart auszuführen, dass keine Herbizide aus der Dachabdichtung in den Wasserkreislauf geraten
  13. Förderung von Urban Farming und Gardening in den Quartieren
  14. Konzeptentwicklung zur Animierung der Menschen, sich für Projekte zu engagieren, die mehr Natur in die Stadt bringen

 

 

Mobilität

 

  1. Ganzheitlich durchmischte Städteplanung gemäß des Cradle to Cradle Prinzips mit kurzen Wegen zum Standard machen
  2. Kostenloser ÖPNV
  3. ÖPNV vom Individualverkehr räumlich abgrenzen (z. B. Tram und Bus sollen nicht im Stau stehen)
  4. Zusammenhängendes & fließendes Fahrradwegenetz ohne Umwege sicherstellen (Altstadtradlring, Radentscheid, …)
  5. Fuß- und Radwege attraktiv & sicher gestalten
  6. Kontinuierliches Netz für Lastenfahrräder umsetzen
  7. Sichere, d. h. diebstahl- und wettergeschützte Abstellmöglichkeiten für (Lasten-) Fahrräder schaffen/berücksichtigten
  8. Stellplatzsatzung unbedingt überarbeiten und damit klimafreundliche Fortbewegungsarten fördern und Aufstockungen ermöglichen
  9. Für zukünftige Mobilitätskonzepte benötigte Infrastrukturlösungen in die Stadt- und Objektplanung miteinbeziehen
  10. Klimafreundliche und kreislauffähige Baustoffe auch für die Mobilitätsinfrastruktur verwenden

 

 

Materialien

 

  1. Konzeptentwicklung zur sukzessiven Reduktion des Restmülls durch Schaffung von Anreizen für kreislauffähige Produkte und Systeme
  2. Konzeptentwicklung zur Reduktion des Baustellenmülls und Abfällen aus Abbruchmaßnahmen
  3. Förderung von Bauteilbörsen
  4. Förderung von Repairshops und Tauschbörsen
  5. Förderung von innovativen Ideen, Unternehmen, Startups, Initiativen, etc. in der Stadt, die kreislauffähige Konzepte gemäß des Cradle to Prinzips entwickeln
  6. In Bebauungsplänen Möglichkeiten zur Kompostierung von Bio-„Müll“ vor Ort vorsehen. Ein nachbarschaftsnaher Bezug zur Komposterzeugung motiviert Anwohner*innen zur „Müll“-Trennung.

 

 

Lebensqualität

 

  1. Vielfältig nutzbare Freiräume und Raum für Begegnung und Beteiligung schaffen, z. B.:
    • Pflege der Begrünung und Bepflanzung
    • Öffentlichen Raum für Kreativität zur Verfügung stellen
    • Sharing-Konzepte
  2. Dächer als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen fördern, auch im Bestand
  3. Finanzielle Förderung von kleinteiliger Ladenstruktur (Vorbild Paris)
  4. Gemeinwohlorientierung als sofortigen Standard für Stadtplanung und Baumaßnahmen
  5. Quantifizierung, Sicherung und Steigerung der Zufriedenheit und Gesundheit der Menschen in der Stadt, z. B. mit einem Local Life Happiness Index

 

 

Wasser

 

  1. Ausweitung der Niederschlags- und Brauchwassernutzung fördern
  2. Versickerungspflicht von Niederschlagswasser in Bebauungsplänen vorschreiben
  3. Förderung von Retentionsflächen (Regenrückhaltung)
  4. Grundwasserströme und -speicher besser schützen

 

 

Spaß

 

  1. Einführung von Wettbewerben zur Integration von unterhaltsamen und gesunden Aktivitäten in das bestehende Stadtbild
  2. Schaffung eines Instruments zur Einbeziehung der Einwohner in die Gestaltung des öffentlichen Raums und für die Bewertung der Maßnahmen
  3. Erarbeitung eines transparenten Konzepts zur Schaffung von Freiflächen für die persönliche Entfaltung
  4. Anregung zu wissenschaftlichen Untersuchungen, welche baulichen Maßnahmen auch langfristig bezüglich einer Verbesserung der körperlichen und psychischen Gesundheit wirksam sind

 

 

 

Freistaat

 

Freistaat

 

Wir fordern, dass sich die Stadt München im Freistaat Bayern einsetzt für:

 

  1. Förderung des Holzbaus durch Überarbeitung der brandschutzrechtlichen Beschränkungen in der Holzbaurichtlinie nach dem Vorbild anderer Bundesländer
  2. Kreislauffähiges, klimafreundliches und gesundheitsverträgliches Bauen als integralen Bestandteil aller Bildungs-, Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote im Bauwesen verankern. Es wird nur noch kreislauffähiges, klimafreundliches und gesundheitsverträgliches Bauen gelehrt: nicht als zusätzliche Lehrveranstaltung oder separater Lehrstuhl, sondern in allen Lehrveranstaltungen und von allen Lehrstühlen

 

 

 

Bund / EU

 

Bund/EU

 

Wir fordern, dass sich die Stadt München im Bund einsetzt für:

 

  1. Einheitliche, länderübergreifende Musterbauordnung für kreislauffähiges, klimafreundliches und gesundheitsverträgliches Bauen
  2. Konzepterstellung und dessen Umsetzung für eine sonder- und restmüllfreie deutsche Abfallwirtschaft
  3. Alle Produkte müssen nachweislich biologisch abbaubar oder technisch rezyklierbar sein
  4. Neue Regelung der Herstellerverantwortung: Für alle nicht-biologisch abbaubaren Produkte ist der Hersteller verantwortlich für die Rückführung in den technischen Kreislauf
  5. Finanzielle Förderung von kreislauffähigen Baumaßnahmen
  6. CO2-Preis gemäß Vorgabe Umweltbundesamt (Stand 02/2020: 180€/t)
  7. Erhöhte Förderung von Forschung zu biologisch abbaubaren und technisch rezyklierbaren Baustoffen (keine Verbundwerkstoffe)