Einen Mehrwert, also einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen, ist ein zentrales Konzept der Cradle to Cradle Denkschule. Unsere Mehrwert-Maßnahmen sind als Vorschläge zu verstehen, die auch in laufende Planungen übernommen werden können. Der Anspruch ist keineswegs, alle Maßnahmen in einem einzigen Projekt umzusetzen. Sie sollen vielmehr zur Inspiration dienen, wie Baumaßnahmen überhaupt einen positiven Einfluss auf Nutzer*innen, Umwelt und Umgebung haben können.

Baustoffe

MASSNAHMENMEHRWERT
Sanierung statt Abriss & Materialienrückgewinnung statt Entsorgung (Prüfung, Zulassung und Lagerung von Sekundärmaterialien)Intelligente Ressourcennutzung, Klimaschutz
Verwendung gesundheitsverträglicher BaustoffeGesunde Innenraumluft, gesunde Nutzer*innen, keine Entsorgungskosten für Sondermüll
Verwendung nachwachsender Rohstoffe, Vermeidung CO2-intensiver BaustoffeGute CO2-Bilanz möglich, Gebäude als CO2-Speicher
Verwendung von Sekundärrohstoffen, Secondhand-Bauprodukten und Recyclingbaustoffen, sofern Materialgesundheit sichergestellt ist und sofern CO2-technisch sinnvollSchonung der natürlichen Ressourcen, Förderung der Kreislaufwirtschaft, ggf. Energieeinsparung/CO2-Einsparung

Begrünung

MASSNAHMEnMEHRWERT
Biodiversitäts-Gründach, Bienenweide oder Urban Gardening statt extensiver Begrünung Förderung der Biodiversität von Flora und Fauna, Temperaturpuffer im Sommer und Winter, Rückhaltung von Regenwasser durch höheren Substrataufbau
Intensive Fassadenbegrünung, wenn möglich inkl. Regenwasser- oder BrauchwassernutzungTemperaturpuffer im Sommer und Winter, Luftreinigung bei Fensterlüftung Luftreinigung im Straßenraum, Lärmreduktion im Straßenraum, zusätzlicher Wetterschutz und Verschattung der Fassade, positive psychologische und Gesundheitseffekte, Stadtbild
Baumbestand auf Baugrundstücken erhaltenTemperaturpuffer im Sommer und Winter, Luftreinigung bei Fensterlüftung, Luftreinigung im Straßenraum, Lärmreduktion im Straßenraum
Freiflächen intensiv begrünensiehe oben
Platzierung von Bäumen in Pflanzgefäßen auf versiegelten oder wurzeltechnisch kritischen Flächen prüfensiehe oben
Innenraumbegrünung (kann ggf. Luftbefeuchtungsanlage ersetzen)Förderung der Gesundheit und des Komforts durch Reinigung und Befeuchtung der Innenraumluft

Wasser

MaßnahmenMehrwert
Mehrfachnutzung von Wasser in einer Kaskade: Regenwasser für Toilettenspülung, Grauwasser für BegrünungSenkung des Frischwasserverbrauchs, Kostensenkung im Betrieb
PflanzenkläranlageUnterstützt Kaskadennutzung
Auffangen und Aufbereitung von Regenwasser über die Dachfläche (z. B. in Zisterne)Ermöglicht Regenwassernutzung, Pufferfunktion für Starkregenereignisse und für Trockenphasen (Entlastung Kanalisation, Entlastung Grundwasser) 
Niederschlagswasser auf Grundstück halten, dortige Versickerung oder Verdunstung, z. B. über Dachbegrünung, versickerungsfähige Außenanlagen (Stellplätze, Untergrund, Spielplätze, Gehwegplatten, Rasengittersteine…)Entlastung der Kanalisation, Klimaanpassung der Stadt an Starkregenereignisse
Trenntoiletten fördern, wo pragmatisch (Randbezirke/ Gartenstädte, ländlicher Raum)Synergien mit (nachbarschafts-) Pflanzenkläranlage, Nährstoffe (Phosphor) nutzen

Energie

MASSNAHMENMEHRWERT
Optimale Orientierung des Gebäudes + Fassaden-/Fenstergestaltung Energieeinsparung im Betrieb, sommerlicher Wärmeschutz, Plusenergiegebäude möglich
Hoher Dämmstandard der Gebäudehülle Energieeinsparung im Betrieb, Plusenergiegebäude möglich
PlusenergiegebäudeEnergie kann ins Netz eingespeist oder im Quartier genutzt werden, Kostensenkung im Betrieb und ggf. Einspeisevergütung
Nutzung Erneuerbarer Energien für Wärme und StromCO2-Einsparung, Unabhängigkeit von Energiepreisen, Kostensenkung im Betrieb
Hohe thermische Speicherkapazität der BauteileTemperaturpuffer, thermische Trägheit, Temperaturspitzen werden gedämpft
Energieerzeugung optimieren:
Unterschiedliche Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmepumpe, Brennstoffzelle, solare Erzeugung, etc. evaluieren und am Bedarf ausrichten
Energieeinsatz auf erforderliches Lastprofil optimiert, Grundlast und Energiespitzen optimal und kosteneffizient abgesichert, Kostensenkung im Betrieb

Rezyklierbarkeit – Design for Disassembly

MASSNAHMENMEHRWERT
Das Gebäude und der Grundriss sind auf Um- und Mehrfachnutzungen ausgelegt (z. B. große Spannweiten zur Maximierung nichttragender Elemente, Standardraster, Deckenhöhen auch für Büronutzung, Planung von Türbreiten auch für barrierefreie Nutzung etc.)Ressourcenschonung + Abfallvermeidung: das Gebäude ist flexibel für andere/neue Nutzungen und muss nicht zwingend abgerissen werden
Austauschbare Anlagentechnik, Anlagentechnik getrennt von Tragwerk und AusbauelementenRessourcenschonung + Abfallvermeidung: das Gebäude muss nicht wegen veralteter Anlagentechnik abgerissen werden, Senkung von Modernisierungskosten
Zugänglichkeit, Modularität der Anlagentechnik und InstallationsschächteKostensenkung im Unterhalt/Wartung, Verbesserte Hygiene (z. B. bei möglicher Reinigung der Luftkanäle)
Auslegung der Fundamente und Statik auf spätere Aufstockung (vor allem in innerstädtischen Bereichen) Ressourcenschonung + Abfallvermeidung: das Gebäude ist aufstockbar und muss nicht zugunsten eines Neubaus mit größerer Geschossanzahl abgerissen werden
Baustoffe/Bauteile sind entweder ohne Qualitätseinbuße rezyklierbar (technischer Kreislauf) oder biologisch abbaubar (biologischer Kreislauf)Abfallvermeidung, keine Entsorgungskosten für Sondermüll, Gebäude als Materiallager
Zerlegbarkeit von Bauteilen (keine Verbundwerkstoffe) sowie lösbare (Klemmen, Schrauben, Nägel, Dübel, Klettverschluss etc.) und gut zugängliche VerbindungenAbfallvermeidung, Reparaturen und Wartung einfacher und kostengünstiger (Lebenszykluskosten), Gebäude als Materiallager
Trennbarkeit von Komponenten des Gebäudes mit unterschiedlicher Lebensdauer (z. B. Verlegung von Leitungen und Kabel in zentralen Versorgungsschächten)Umbau-, Sanierungs- und Rückbaumaßnahmen sind einfacher und kostengünstiger (Lebenszykluskosten), Gebäude als Materiallager, Sondermüll und Entsorgungskosten einsparen
As-Built-Dokumentation, Rückbaukonzept und Materialpässe (siehe EU Projekt BAMB – Buildings as Material Banks)siehe oben
Einfache Strukturen und Formen; austauschbare, standardisierte und modulare Systemesiehe oben
Vermeidung von Beschichtungen, die die Recyclingfähigkeit einschränkensiehe oben
Einsatz vorgefertigter und teil-standardisierter Baugruppen, die als modulare Einheit ein- und ausgebaut werden könnenZeitersparnis beim Bau sowie Umbau-, Sanierungs- und Rückbaumaßnahmen (Lebenszykluskosten), Gebäude als Materiallager

Soziales

MASSNAHMENMEHRWERT
Miteinbeziehung zukünftiger Nutzer*innen und Nachbarschaften zu frühem Zeitpunkt im PlanungsprozessWeniger Widerstände gegen Bauprojekte, Identifikation mit dem Projekt/Gebäude, Reduktion der Gefahr von Klagen, Steigerung des sozialen Zusammenhalts und Integration
Förderung sozialer Interaktion durch die ArchitekturFörderung von Gemeinschaft, Beitrag zum Stadtleben
Förderung von Diversität (der Nutzung, der Bewohner*innen, etc.)Beitrag zum Stadtleben
Förderung von Sharingkonzepten durch die Architektur (z. B. Raum für Lastenrad-Sharing, Gemeinschaftsräume, gemeinsame Werkstatt, etc.)Förderung von Gemeinschaft, Abfallvermeidung, Ressourcenschonung durch Platzersparnis und Materialeinsparung
Miet-Konzepte: Product as a Service (z. B. Fassaden- oder Innenraumbegrünung als Service, Bodenbelag als Service, Beleuchtung als Service, etc.)Verantwortung für Produkt bleibt beim Hersteller, dadurch Qualitätssicherung für die Nutzer*innen, bessere Planungssicherheit der Instandhaltungskosten